Hotel "Zum feinen Gaumen

Auch im Jahr 2023 spielt der Rurauen-Theaterverein wieder in der Mehrzweckhalle Orsbeck eine Komödie, dieses Jahr unter dem Titel „Hotel ‚Zum feinen Gaumen'“. Es gab 3 Aufführungen, am Freitag, dem 29.9., um 20 Uhr, am Samstag, dem 30.9., um 19 Uhr und am Sonntag, dem 1.10.2023 um 15 Uhr.

Wieder hatte Melanie Thönnißen die Regie und übernahm die Rolle der französischen Köchin „Madame Bouillon“. Zu Beginn begrüßte sie alle Anwesenden und stimmte in das Stück ein.

Besonders begrüßte sie am Freitag die Theaterfreunde aus Braunsrath.

Der Vorhang geht auf, Elfriede betritt hektisch, nervös und sehr wütend die Bühne. In einer Woche soll ihr neues vornehmes Hotel „Zum feinen Gaumen“ eröffnet werden. Dabei muss noch so viel erledigt werden. Doch ihr Mann schläft noch, denn Eva, die Tochter meint: „Der braucht noch Zeit!“ Zwischenzeitlich betritt Madame Bouillon, die „Chefin de cuisine“ in den besten Häusern Europas, die Bühne: „So kann ich nicht arbeiten!“ Sie hält eine Mausefalle mit einer Maus hoch. „Es ist bereits die dritte. Soll ich sie frittieren oder eine Suppe daraus kochen? Wo sind meine Zutaten? Weinbergschnecken, Trüffel, Rehrücken, Lachs und andere Köstlichkeiten habe ich bestellt. Nichts ist da!“

Elfriede beruhigt die Köchin.

Da betritt Erna die Bühne, voll bepackt mit Rucksack, Taschen und Koffer. In grobem Berlinerisch, etwas ordinär, stellt sie sich vor. Sie möchte die Stelle als neue Hausdame antreten. Doch Elfriede hatte mit einer Josephine gesprochen. „Die kann nicht kommen, die hatte einen Unfall, ist 3 mal gegen die Bratpfanne gelaufen!“, meinte Erna.

„Dann sind Sie also die handverlesene, ganz besondere neue Angestellte, das I-Tüpfelchen unseres Hauses?“, fragt Eva.

Elfriede ist sprachlos, fällt in den Sessel, da kommt Erwin durch die Tür, etwas derangiert, mit Eisbeutel auf dem Kopf. „Was ist das hier für ein Lärm am frühen Morgen?“

Natürlich macht Elfriede ihm Vorwürfe, warum er so spät in der Nacht nach Hause gekommen ist, warum er ihr nicht hilft, …

Sehr unsicher betritt er die Leiter und versucht, das Schild aufzuhängen.

Da erscheint Major von Bommel und stellt sich als neuer Nachbar vor.  Elfriede ist begeistert. Adel in der Nachbarschaft! Sie lässt ihren Mann hantieren und kümmert sich ganz um den neuen Nachbarn.

Wäre es nicht eine tolle Idee, wenn Eva, die Tochter des Hauses, einen Adligen heiraten würde? Elfriede schlägt geistesgegenwärtig einen Abendspaziergang im Mondschein mit dem Töchterchen vor. Der Major ist begeistert. Er verabschiedet sich bis zum Abend.

„Hast du auch an alles für die Eröffnungsfeier gedacht. Erwin?“, fragte Elfriede. Kapelle, Tische, Stühle, sogar das Ausheben der Klärgrube vor dem Fest wurde bedacht, doch die Annoncen hat Erwin vergessen, obwohl er sagt, er hätte sie in allen wichtigen Zeitungen, sogar im Wachturm veröffentlicht. Und das Geld? Wo sind nur die 5000,- € geblieben, die er vom Konto abheben wollte?

„Hallöchen, hallöchen!“ Zickig und überdreht betritt Marta, Elfriedes Schwester, die Bühne. Sie will die Eröffnungsfeier nicht verpassen.

„Fäkalien, Jauche, Klopapier, wenn es stinkt ist Siggi hier.“ Singend betritt er gut gelaunt den Raum und nimmt sich die erstbeste Flasche, öffnet sie und trinkt. Wütend kommt Eva herein und wundert sich über den Lärm, doch bald muss sie feststellen, dass dieser dreckige, stinkende Kerl ihr ehemaliger Klassenkamerad ist. Er erzählt Eva schließlich im Vertrauen, dass er den Idioten nur spielt, um nicht zum Militär zu müssen. Sein Vater ist früh gestorben und er wollte Mutter nicht allein lassen. Jetzt muss er noch ein Jahr durchhalten.

Erwin kommt zurück und bittet Siggi noch, beim Leerpumpen der Jauchegrube darauf zu achten, ob er den Ehering wieder findet.

Da kommt Oma, Erwins Mutter, mit Stock, Koffern und Reiseutensilien. Sie kommt von einer Weltreise zurück, doch keiner hat sie vermisst. „Wo kommst du denn her?“ – „Ich war doch ein halbes Jahr auf Weltreise!“ – „Das ist mir gar nicht aufgefallen.“- „Ich habe dir auch etwas mitgebracht!“

Sie macht den Koffer auf und Erwin holt eine Flasche heraus.  Doch Mutter meint: „Ne, die doch nicht, die ist für mein Ledersofa. Das ist bester Büffelschweiß!“ Dann gibt sie Erwin eine kleine Stoffpuppe. „Es ist eine Voodoo-Puppe. Ich habe sie Elfriede genannt, weil sie so hässlich ist wie deine Alte.“

Da erst erkennt Mutter, dass sich im Haus alles verändert hat. „Wir heißen jetzt „Zum feinen Gaumen!“, sagt Erwin. „Was für ein bescheuerter Name, „Zum steifen Daumen!“, entgegnet die schwerhörige Mutter. Was ist nur aus Mutters alter Kneipe „Zum Schluckspecht“ geworden. Sie ist wütend, vor allem auf Elfriede. Doch Elfriede reagiert kühl: „Ein Anruf bei Frau  Doktor Susanne Becker und ein Platz im Altenheim ist für dich reserviert!“

Erna kommt, um Mutter zu trösten: „Das ist nich so schlimm. Da jibt es schöne, weiche Zimmer und jewindelt und jefüttert wird man och noch. Ich war schon mal da.“

In der Zeit beschließen Erwin und Mutter, in den Keller zu gehen, denn dort hat Mutter noch einen guten Wodka. Beide beklagen ihr Schicksal…Da hört man von draußen Stimmen. Sofort wird Erwin klar, wo sein Geld geblieben ist. Er verschwindet und bittet Mutter, die Dame abzuwimmeln.

„Ich suche den Herrn Ebersack!“, so betritt Charlotta Carera die gute Stube, „Ich bin die Inhaberin von Charlottas Tanzkaffee für Liebhaber orientalischer Bauchtänze und heißblütiger spanischer Kastagnettentänze. Und das alles in gemütlicher Atmosphäre.“ Sie tanzt und klappert dabei mit den Kastagnetten.

Kommentar von Oma: „Aha, ein Puff!“ Und Erwins Mutter erfährt, dass ihr Sohn gestern Abend mit einer nicht unerheblichen Summe ins Tanzlokal kam und alle Gäste des Hauses eingeladen hat. Allerdings wurde im Verlauf der schönen Feier auch der Pudel von Charlotta rasiert und pink angestrichen. Seither ist die kleine Bussi verschwunden.

Oma zeigt auf das Schild „Französische Küche“. Da ist doch klar, wo der Pudel ist. Wie bekommt man sonst eine dunkle Soße?

Charlotta sucht weiter nach ihrem Hund Bussi. Da kommt Erwin wieder und erkundigt sich danach, was die Dame wollte. Probleme über Probleme, erkennt er nach den Schilderungen seiner Mutter, aber die meint nur: „Probleme sind zum Lösen da! Wir kümmern uns jetzt erst einmal um den Einkauf.“

Eva betritt in einem viel zu großen Kleid die Bühne und Elfriede läuft hinter ihr her, um es abzustecken. Natürlich will Eva so nicht vor die Tür gehen. „Du sollst auch nicht vor die Tür, du sollst vornehm essen gehen. Ich stecke das Kleid ab und es ist perfekt!“, meint Elfriede. Doch Eva, Erna und die gerade hereinkommende, schon etwas beschwipste Marta sind sich einig. „Sieht aus wie ein Zirkuszelt!“ Auf der Suche nach einer neuen Flasche findet Marta den Büffelschweiß. Sie trinkt und spuckt das grässliche Zeug sofort wieder aus, in den Nähkasten, den Erna zu diesem Zweck öffnet. Sie nimmt eine andere Weinflasche und verschwindet. Währenddessen versucht Elfriede ihrer Tochter zu erklären, was für eine gute Partie dieser Herr von Bommel ist und wie gut der Adelstitel dem vornehmen Hotel passen würde. Doch Eva hofft auf die große Liebe. „Schluss!“, erwidert Mutter, „erst wird geheiratet und dann kannst du lieben, wen du willst!“ Wütend verlässt Eva die Bühne.

Draußen ist großer Tumult, man hört Schüsse. Oma und Erwin stürzen ins Haus, Er schreit vor Schmerzen. „Oh, Gott! Blut“, stöhnt Erwin und lässt sich aufs Sofa fallen. Seine Mutter deckt ihn mit einem Laken zu. Schon stürmt von Bommel mit Gewehr herein und brüllt: „Wo ist diese Diebesband?“ Schließlich gelingt es Oma aber, den Major abzuwimmeln. In diesem Hotel gibt es nur ehrbare Gäste und von Bommel muss sich ja noch für sein Rendevous fertig machen!

Die Luft ist rein und Erwin schaut unter der Decke hervor. „Das war ja eine tolle Idee, beim Nachbarn einzukaufen!“ hält er seiner Mutter vor. Sie untersucht seinen Rücken und stellt fest, dass es kein Blut, sondern nur Rotwein ist. Er wurde also nicht angeschossen. Die gute Flasche ist aber zerbrochen, sie stand ganz oben auf der Liste. Sie schauen in den Rucksack und holen nacheinander die erbeuteten Sachen heraus. „Der gute Schinken von Tillmanns, Lachs, die Wildschweinkeule,…da fällt der fehlende Wein nicht auf!“, erklärt Erwin und ruft Madame Bouillon. Sie merkt allerdings sofort, dass der Rotwein fehlt. Mutter greift zur Flasche mit dem Büffelschweiß. „Nicht Büffelschweiß, sondern Trüffelwein, ein sehr seltener Wein!“, kommentiert Erwin. Bouillon kostet und ist begeistert, doch bevor sie geht, hält sie erneut eine Mausefalle mit Maus hoch: „Die können Sie entsorgen. Sie hätten einen Kammerjäger engagieren sollen, keine Köchin!“

Charlotta kommt ihren Hund rufend vorsichtig auf die Bühne. „Hallo, Bussi, komm, gib Laut!“ Sie sucht überall, reißt Schränke auf, sucht hinter der Rezeption. Ich habe dir auch dein Lieblingsstrumpfband mitgebracht. Bei der Suche bemerkt sie nicht, dass Elfriede hereingekommen ist. Sie sieht das Strumpfband und fragt, was die Dame wolle. Charlotta erkundigt sich nach einem Zimmer und bekommt das schönste mit Blick auf den Friedhof auf den Namen Maria Stuart.

Erna betritt mit Kochtopf, Wischlappen und Mopp die Bühne. Sie fängt an zu putzen, alles in den Kochtopf. Als sie allein ist, greift sie zum Telefon: „Ist da die Partnervermittlung „Letzte Hoffnung“?“ Sie erfährt, dass nach 2 Monaten nun doch für heute Abend ein Treffen ansteht, Erkennungszeichen „rote Rose“ und Erkennungswort „Lebertran“. Madame Bouillon sucht den Suppentopf, findet den Kochtopf, schaut hinein, und Erna meint: „Ich soll Sie ja unterstützen, habe da schon mal wat anjesetzt.“ Bouillon kostet: „Seltsame Farbe, aber interessantes Bouquet!“

Siggi kommt herein. Er hat Erwins Ring gefunden, steckte ganz hinten im Zulauf. Eva fragt ihn, warum er immer so laut sei und stinken würde er auch! Eva muss das wohl noch ein Jahr aushalten. Die Beiden wirken sehr verliebt, doch Oma, die das verliebte Paar sieht, kann schweigen…und hat eine Idee.

Schließlich erscheinen Charlotta, wieder auf der Suche nach ihrem Pudel, und Erna ist für ihr „Randevuz“ vorbereitet! Doch da sie Stimmen von Oma und Erwin hören, verstecken sie sich hinter den Vorhängen. Oma hat wieder etwas ausgeheckt, doch bevor sie es Erwin erklären kann, hören sie von Bommel draußen: „Fräulein Eva, ich bin so froh, Sie getroffen zu haben!“ Erwin und Oma suchen ein Versteck, die Vorhänge sind schon besetzt („Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten!“), also gehen sie hinter den Tresen der Rezeption.

Bommel und Siggi (als Frau in einem schönen, langen Kleid) betreten den Raum. Bommel, ganz aufgeregt, scharwenzelt um Siggi herum, doch Siggi empfiehlt bei „Überdruck der Gefühle“ einen Aquavit. „Und ruckzuck sind die Blähungen weg.“ Bommel ist betört von Siggis „Reizen“, ergreift ihre/seine Hand, …“Und wie sie duften, eh, stinken, …nach Klosett!“ Doch Siggi geht mit ihm zum Sofa, reicht ihm eine Praline, aber er verschluckt sich daran. Erna und Charlotta erscheinen hinter dem Vorhang, sehen, dass der Major nach Luft ringt und zu ersticken droht. Doch mit Siggis Spezialgriff ist das Problem schnell gelöst. Da erscheinen auch noch Elfriede und Eva. „Was ist denn hier los?“ – „Was machst du denn mit dem Herrn, Siggi?“, fragen sie, doch Siggi kann alles erklären. Von Bommel schimpft: „Das ist kein Hotel, das ist ein Irrenhaus und die Tochter können Sie behalten, egal wie viel Wald noch dazu gehört. Die stinkt nicht nur noch Klo, die sieht auch noch kacke aus.“

Da erkennt Marta in Bommel Ihren Balduin wieder. „Balduin, du Schuft, du Heiratsschwindler!“, schreit sie ihn an. Balduin flieht, Marta mit erhobener Weinflasche hinterher.

In dem Moment fängt Charlotta wieder von ihrem Bussi an: „Erst haben sie meinen Pudel rasiert, dann pink angestrichen und entführt. Und das nur wegen der dunklen Soße. Bloß gut, dass der ältere Herr mir die Augen geöffnet hat über Sie, Elfriede!“ „Älterer Herr?… Erwin!“, schreit Elfriede. Erwin und Mutter erheben sich mit Unschuldsmiene hinter der Rezeption hervor. Erwin wird laut, gesteht seine Schuld, die für „andere wichtige Dinge ausgegebenen 5000 €, die vergessenen Annoncen und dass er seiner Mutter und Siggi dankbar ist, den Bommel los geworden zu sein. Eva kann heiraten, wen sie will, sogar einen Jauche-Siggi.“

Da erscheint Madame Bouillon, und geht auf Elfriede zu: „Madame, ihr Ungeziefer wird immer größer!“ Sie hält den pinken Pudel hoch. „Da ist ja mein kleiner Bussi!“, freut sich Charlotta. „Außerdem habe ich jetzt gar keine Zeit mehr“, ruft Bouillon, „ich habe ein Rendevous!“ Und sie hält eine Rose hoch. Erna, ganz erstaunt, erwidert: „Ich sage nur Lebertran!“ Die Beiden verlassen Arm in Arm die Bühne. „Ich jlaube, mir knutscht een Elch!“

Obwohl Oma nun ihre alte Kneipe, den Schluckspecht, zurück haben will, meint Erwin: „Das Hotel ‚Zum feinen Gaumen’“ bleibt. Wir richten aber im Kellergewölbe den alten Schluckspecht mit Bier und Schnaps wieder ein.“

„Ende gut – alles gut!“, das sind die letzten Worte des Stückes von Elfriede, „und Erwin, du darfst ab jetzt wieder oben schlafen!“

Schauspieler/innen und ihre Rollen

Nadine Trzinski als Tänzerin Charlotta
Katja Menger als Hausdame Erna
Ellen Gerighausen als Elfriede
Thomas Steinbusch als Ehemann Erwin
Michael Staschewski als Major von Bommel
Monika Matzerath als Mutter von Erwin
Phil Jakobs als Siggi
Emilia Karl als Tochter Eva
Melanie Thönnißen als Regisseurin und Köchin Madame Bouillon
Judith Steinbusch (Souffleuse)
fleißige Helfer hinter der Bühne: Lennox Matzerath (Technik), Melanie Franke (Maske), Susanne Wittig und Tanja Lengersdorf (Requisite), (von links nach rechts)

Mit viel Applaus und „standing ovations“ endete ein unterhaltsamer, schöner Theaterabend, verbunden mit der Hoffnung, sich im nächsten Jahr an dieser Stelle zu einem weiteren Theaterstück des Rurauen-Theaters wiederzusehen.