Willkommen in Orsbeck

Ein Schwank in 3 Akten von Andreas Kroll

Sie kennen Orsbeck noch nicht? Lernen Sie es kennen! Genau wie Wachtmeister Jörgens, der in dieses freundliche Dorf strafversetzt wurde. Doch schon bald dämmert ihm: ein dunkles Geheimnis schwebt über der Gemeinde – warum nur gibt es hier so viele Witwen?

Willkommen in Orsbeck!

P.S.: Falls Sie das nächste Mal nach Orsbeck kommen, lernen Sie bestimmt auch Bettie Speckmeyer kennen, deren Mann in den Drechsler fiel, und Frau Hintermeyer, deren Gatte das Osterfeuer verschlang. Sowie Frau Untermaurer, die leider, leider den Ihrigen an einen Mähdrescher verlor…

In den Rollen:

Michael Stachewski, Thomas Steinbusch, Melanie Thönnißen, Monika Matzerath, Ellen Gerighausen, Gisela Gatzweiler, Katja Menger und Tanja Lengersdorf

Termine:

Freitag

30.09.2022

20.00 Uhr

Einlass: 19.00 Uhr

Samstag

01.10.2022

19.30 Uhr

Einlass 18.30 Uhr

Sonntag

 

02.10.2022

15 Uhr

Einlass 14 Uhr

Es ist wieder möglich!

Nach 2 Jahren Pause, bedingt durch hohe Inzidenz-Zahlen der Corona-Pandemie konnte an diesem Wochenende wieder das Orsbecker Rurauen-Theater seine Aufführungen präsentieren. Melanie Thönnißen als Regisseurin begrüßte alle Zuschauer und Zuschauerinnen in der Turnhalle ganz herzlich. Die Premiere des Stückes sollte eigentlich schon vor 2 Jahren stattfinden, aber die Pandemie machte alle Pläne zunichte.

Vorhang auf – Bühne frei!

Wachtmeister Görgen, strafversetzt aus Berlin, sitzt an seiner Schreibmaschine und tippt gerade das Wort: V-e-r-h-ö-r-p-r-o-t-o-k-o-l-l

Sein Kollege, Emil Wintermeyer, betritt die Bühne. Wie immer überaus gut gelaunt, begrüßt er seinen neuen Kollegen an seinem ersten Arbeitstag. Er bringt eine kleine Topfpflanze mit, natürlich aus dem Blumenladen von Alice in Wassenberg. „Na, haben wir uns denn schon ein bisschen eingelebt?“, fragt er Herrn Görgen. Doch dieser antwortet missgelaunt: „Nein! hier gibt es ja nicht einmal einen Computer. Da tippe ich hier auf einer Schreibmaschine, auf der schon die Weimarer Verfassung getippt wurde. Und das Handy funktioniert auch nicht! – Und hier soll ich es 5 Jahre aushalten – 5 verdammte Jahre?“ – „Das wird schon“, beruhigt ihn  der Kollege, „ich habe auch ein Blümchen mitgebracht!“

Ferhörprotokoll schreibt man mit "V"

Schrill und laut klingelt das Telefon. Es geht um eine Katze, doch Herr Görgen antwortet unwirsch: „Dann rufen Sie doch die Feuerwehr oder knallen Sie das Vieh ab. Mir doch egal, wenn Sie die Schützenkönigin von Orsbeck sind.“

Da betritt Erna Rottermeyer die Bühne. Die Landwirtin braucht Hilfe beim Besamen der Kühe. „Das geht heute nicht, weil der Neue aus Berlin eingearbeitet werden muss,“ entschuldigt sich Emil Wintermeyer.

Liebevoll versorgt der Kollege sein Blümchen, spricht mit der Pflanze, während Herr Görgen zu arbeiten versucht. Emil Wintermeyer gibt zu, dass er auch schon einmal strafversetzt in den Selfkant wurde, weil er den Streifenwagen im Jauchebecken versenkt hat. Statt des Dienstwagens hat die Orsbecker Polizei nun Fahrräder, sogar ein Tandem – mit Fahrradhelm!

Kein Empfang! Selbst wenn Herr Görgen auf den Tisch steigt, hat er keinen Empfang.

Während Herr Görgen sich noch über den Gestank im Ort durch Gülle und Kuhkacke beschwert, erscheint Frau Neddermeyer, übertrieben aufgetakelt. Neugierig sieht sie sich im Büro um und ihr fällt sofort auf: „Sie haben Verhörprotokoll mit „F“ geschrieben. Kurz angebunden antwortet Herr Görgen: „Das ist die neue Rechtschreibung! Tag. Setzen!“ Er will mit dem Verhör anfangen, aber Frau Neddermeyer nervt ihn mit Fragen. So hat sie schon gehört, dass auf dieser Schreibmaschine die Weimarer Verfassung geschrieben wurde. Natürlich interessieren sich alle Orsbecker Frauen für den Neuen und seinem betörenden Rasierwasser, das alle „wuschig“ macht. So auch die Witwe Bettie, mit der Frau Neddermeyer gestern noch gesprochen hat, denn Betties Mann ist in die Drechselmaschine gestoßen worden. Herr Görgen kommt nicht zu seinem Verhör. Immer wieder wird er unterbrochen. Da kommt der Kollege und bringt Frau Neddermeyer einen Kaffee mit viel Sahne! Er verrät, dass Herr Görgen strafversetzt wurde, weil er die Radarpistole mit der Dienstwaffe verwechselt hat. Sehr energisch schmeißt Herr Görgen seinen Kollegen raus. Die Befragung beginnt: Name, wohnhaft, …-Frau Neddermeyer antwortet: „Auf dem Weiler 14“! Das Ausfüllen auf der Schreibmaschine klappt nicht, da kommt das Diktiergerät zum Einsatz und Frau Neddermeyer spricht ins Gerät: „Hallo, guten Tag. Mein Name ist Franziska Neddermeyer, ich bin 43 Jahre und wohne auf dem Weiler 14, direkt neben Wolters Willi.“ Weil der Wachtmeister die Altersangabe bezweifelt, verlangt er nach dem Ausweis. Was da alles aus der Tasche hervor gekramt wird, als Frau Neddermeyer nach dem Pass sucht!!!

Nach langem Suchen findet sie den Ausweis. Sie ist tatsächlich erst 43 Jahre! „Die frische Orsbecker Luft hält jung!“

Die Bürgermeisterin erscheint, sie möchte auch verhört werden und zwar „energisch“! Es geht um den Mord an John F. Kennedy, dem amerikanischen Präsidenten. Sie weiß es genau. Da steckt die Familie Eder hinter, eine ganz üble Sippe. Die hatten früher einen Kiosk und haben so Zeitschriften verkauft, Sie wissen schon. Außerdem ist er in einem Rockerclub.“

 

Sofort bietet die Bürgermeisterin dem neuen Wachtmeister Görgen das „Du“ an. „Ich heiße Kathie.“ Herr Görgen wirkt unbeholfen. „Richtig gemütlich hast du es hier! Und dieses schöne Blümchen! Das ist bestimmt aus Alices Laden.“ Der Wachtmeister will höflich sein: „Ich fühl mich hier auch – – wohl!“ Kathie erwidert: „Energische Männer, die gut riechen, das gab es noch nie in Orsbeck!“

Natürlich wird auch sie von dem Kollegen mit Kaffee und Kuchen verwöhnt und sie zwingt Herrn Görgen, Manfred, auch etwas zu essen. Beim Blick auf die Schreibmaschine fällt auch ihr auf, dass jemand Verhörprotokoll mit „F“ geschrieben hat. Dann kommt sie aber schnell wieder auf die Eders zu sprechen, die angeblich Kontakte zur Mafia, zur CIA und nach Kuba haben.

Freundlich verabschiedet sich die Bürgermeisterin und Herr Görgen ruft seinen Kollegen: „Kann es sein, dass es in Orsbeck auffallend viele Witwen gibt?“ „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen,“ entgegnet der Kollege. Er überlegt: „Da ist Frau Ostermeyer, deren Mann im Moor versunken ist, der arme Hintermeyer ist ins Osterfeuer gestürzt, der Mann von Frau Untermaurer wurde vom Mähdrescher überfahren, Frau Schnackenmeyer, deren Mann bei Schützenfest versehentlich erschossen wurde, ebenso Herr Mehlmeyer ein Jahr später…“ Herr Görgen notiert alles am Whiteboard…

…Betties Mann ist in den Drechsler gefallen, der Mann der Bürgermeisterin wurde auf seinem Trecker angefahren, fuhr durchs Osterfeuer und versank anschließend im Moor, besonders tragisch. Zufälle gibt’s…!“

Im 2. Akt betritt Wachtmeister Görgen die Bühne, wie immer schlecht gelaunt. Auch die freundliche Ansprache seines Kollegen Wintermeyer mit der Frage nach Kaffee und Kuchen ändert daran nichts. Die Bürgermeisterin hat für ihn eine Einladungskarte zum Landfrauentreffen da gelassen, er aber möchte lieber das Endspiel schauen. „Landfrauentreffen…Ganz alleine…Allein unter Frauen…Und alles Witwen?“ Da klingelt das Telefon: „Polizeidienststelle Berlin, äh, Orsbeck, Wachtmeister Görgen!“ – „Wie, Frau Eder, bei der Bürgermeisterin soll Plutonium gelagert sein?“ – „Alles Irre!“

Frau Schnackenmeyer ist eingetroffen. Es stinkt schon wieder so. Dieses Mal kommt es von Norden, von der Biogasanlage. Natürlich wird auch sie befragt: Name, Wohnort, …Sie kommt aus Effeld, Pletschmühlenstraße 13, eigentlich eher ein Feldweg. Auch Frau Schnackenmeyer, („Nennen Sie mich doch Erika“) ist seit 2 Jahren Witwe. Frau Bürgermeisterin hat ihren Mann auf dem Schützenfest erschossen. Sie ist nicht die beste Schützin. Aber die Lebensversicherung hat ja gezahlt.. „Davon habe ich ein Nagelstudio eingerichtet.“ –  „Haben Sie schon das von der amerikanischen Verfassung gehört? Sie wurde hier auf dieser Schreibmaschine geschrieben!“

Frau Schlottermeyer, übertrieben geschminkt und neureich gekleidet, Besitzerin eines Sonnenstudios, macht die gleichen Schwierigkeiten beim Erfassen ihrer Daten: Gudrun Schlottermeyer, St. Martinus 29, Orsbeck!“ – „Ihr Alter?“ – „Er starb im Osterfeuer!“ – „Ich meine, wie alt Sie sind.“ – „47 Jahre“, antwortet sie widerwillig. Gerne nimmt sie aber einen Prosecco und der Kollege springt. Die Putzfrau, Mutter des Kollegen, wischt um die beiden und nervt den Wachtmeister. Freimütig erzählt Frau Schlottermeyer von den vielen „Unglücksfällen“ im Dorf, bei denen so viele Orbecker Frauen  ihre Männer verloren haben. „Und Sie sind auch an einem der Unfälle beteiligt?“ fragt der Polizist neugierig. „Ja, die Sache mit Walter, dem Mann von Erna Rottenmeyer. Er wollte Froschlaich für Wackelpudding sammeln, kam aber vom Weg ab, weil die Bremsen an seinem Rollstuhl versagten. Im Rollstuhl saß er, weil Erna ihn mit der Dampfwalze überrollt hat. Zum Glück hatte auch er eine Lebensversicherung.

Während die Zuschauerinnen und Zuschauer Pause machen, ist die Polizei noch beschäftigt. Erst wird Herr Wientgen vernommen, dann machen die Polizisten einen großen Fang. Der gesuchte Heppy Eder wird festgenommen. 

Nach der 2. Pause sitzt Heppy im Gefängnis und die Bürgermeisterin erscheint im Büro, um nochmals Wachtmeister Görgen zum Landfrauenabend einzuladen. „Es gibt Spanferkel und den berühmten Orsbecker Korn.“ Aber Herr Görgen schiebt eine Blinddarm-OP vor, doch die Bürgermeisterin akzeptiert diese Entschuldigung nicht.

Da macht der Wachtmeister einen Vorschlag: Er verlässt die Bühne, geht ins Publikum und zeigt auf eine Vogelscheuche. „Wenn du es schaffst, ihr den Hut vom Kopf zu schießen, komme ich mit!“ Die Bürgermeisterin nimmt das Gewehr, legt an und schießt. – Treffer! Herr Görgen glaubt an einen Zufall. Da legt sie erneut an und schießt einen Steinadler vom Himmel. „Der ist doch vom Aussterben bedroht!“, schimpft der Polizist. – „Jetzt ist er nicht mehr bedroht“, entgegnet Frau Bürgermeisterin.

„Also dann bis heute Abend um 19 Uhr!“

Der Wachtmeister ist so verzweifelt, er nimmt seine Dienstwaffe und setzt sie an die Schläfe. In diesem Augenblick kommt der Kollege Wintermeyer herein und entreißt ihm mit Gewalt die Waffe.

„Das ist doch kein Grund Amok zu laufen. Das Essen ist bestimmt gut und es gibt Orsbecker Schnaps. Der wird aus Kartoffeln und gepresster Schweineleber gebrannt.“

In dieser Nacht befreit Frau Rottenmeyer Heppy Eder aus dem Gefängnis.

Am nächsten Morgen betritt der Kollege das Büro, gießt wie immer zunächst sein Pflänzchen und spricht liebevoll mit ihm. Total verkatert ohne Hose wacht Wachtmeister Görgen in der Zelle auf. Er braucht unbedingt eine Aspirin-Tablette. „Oh, dieser Orsbecker Schnaps! Wenn ich nur wüsste, was passiert ist. Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl.“

Da erscheinen nacheinander Frau Rottenmeyer, Frau Neddermeyer, Frau Schnackenmeyer und Frau Schlottermeyer, um den Wachtmeister zu verwöhnen. Jede bringt einen Frühstückskorb für den Geliebten. Mit allen hat er sich in der Nacht gleichzeitig verlobt. Natürlich stand alles schon am nächsten Morgen in der Zeitung, dem Orsbecker Boten, aus dem Kollege Wintermeyer amüsiert vorliest. Gegen den Kater hat er ihm ein Fischbrötchen mitgebracht. „Sie müssen mir helfen!“, bettelt der Wachtmeister seinen Kollegen an.

„Die Bürgermeisterin ist eine hervorragende Schützin, ich habe sie getestet. Orsbeck ist ein riesiges Spinnennest, bewohnt von schwarzen Witwen. Es sind alles Mörderinnen, sie haben gegenseitig ihre Männer umgebracht und die Lebensversicherungen kassiert.“

Frau Bürgermeisterin spricht dagegen von „Nachbarschaftshilfe. Es ist ein Beitrag zum Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“!“

Wachtmeister Görgen will ins Moor, doch die Bürgermeisterin sagt: „Du bleibst in Orsbeck, unter unserer Kontrolle. Tag und Nacht werden wir Frauen dich im Auge behalten!“

In den Rollen...

Michael Stachewski als Wachtmeister Görgen
Tanja Lengersdorf als Mutter des Kollegen und Putzfrau
Katja Menger als Erna Rottenmeyer
Gisela Gatzweiler als Gudrun Schlottermeyer
Ellen Gerighausen als Erika Schnackenmeyer
Monika Matzerath als Franziska Neddermeyer
Melanie Thönnißen als Kathie, die Bürgermeisterin und Regisseurin
Thomas Steinbusch als Emil Wintermeyer, der Kollege
das komplette Team inclusive der Damen und Herren im Hintergrund

So endete ein schöner, munterer Abend. Melanie Thönnißen, die 
Regisseurin, bedankte sich bei allen Mitwirkenden, vor allem bei den Zuschauerinnen und Zuschauern für den großen Applaus. Sie warb noch um Nachwuchs für die kommenden Aufführungen und wünschte allen einen guten Heimweg und eine gute Heimfahrt, vor allen denen, die „an der Mauer“ Richtung Wassenberg vorbei fahren müssen.