Jugendliche erforschen Stadtgeschichte

In einem Podcast bereiten sie spannende Ereignisse und Anekdoten aus der Wassenberger Historie auf. Ausstellung im Turmmuseum.

 

RP vom 29.6.2022

ANNA-LENA VONDAHLEN

 
 
Die Jugendkirche in Orsbeck öffnet an jedem letzten Sonntag im Monat. FOTO: CHRISTOPH STEFFENS

ORSBECK | Wer hört die Geschichten von den Großeltern oder anderen Familienmitgliedern aus längst vergessener Zeit nicht gerne? Darüber, welche Erfahrungen und Erinnerungen sie unter Umständen gemacht haben, die sich längst nicht mehr jeder vorstellen kann. Das Turmmuseum aus Orsbeck-Luchtenberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichten des Wassenberger Landes und darüber hinaus zu recherchieren. Spannende Überlieferungen aus Kirchenbüchern, Chroniken und anderen Quellen, wie über das Fährunglück auf der Rur zwischen Kempen und Ophoven im Jahre 1718, recherchiert das Team und macht sie für Interessierte zugänglich. Am vergangenen Wochenende eröffnete die Museumsgruppe im Pfarrheim Orsbeck ihre Ausstellung: „Geschichte(n) aus dem Wassenberger Land“. Das jugendliche Team rund um Christoph Steffens erarbeitete dazu außerdem einen einstündigen Vortrag über vergangene Kriminalfälle in Wassenberg.

Die Ausstellung des vergangenen Wochenendes stellte die Erste nach der Corona-Pause dar. Bei Kaffee und Kuchenbuffet, das die Orsbecker spendeten, war es den Gästen möglich, in die Vergangenheit abzutauchen. Der Vortrag über die Wassenberger Kriminalfälle, den die Jugendlichen in der St.-Martinus-Kirche in Orsbeck präsentierten, sollte die neugierigen Gäste und die Museumsgruppe in den historischen Austausch bringen. „Es darf spekuliert werden. Es soll ein kleines Kriminal-Team entstehen. Was lässt sich heute noch dazu feststellen, was genau passiert sein könnte?“, erklärt Steffens. „Wir besitzen keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern wollen lieber wieder Geschichten erzählen, wie man sie früher gerne gehört hat“, berichtet er außerdem. Daher nutzt das Team überwiegend Primärquellen und steht außerdem in engem Kontakt mit dem Arbeitskreis Geschichte des Heimatvereins Wassenberg.

Das Museumsprojekt habe es schon vor einiger Zeit gegeben, doch sei zum Erliegen gekommen, erklärt Christoph Steffens. Im Jahr 2013 gruppierten sich einige Eltern wieder zusammen und entwickelten das Konzept als Jugendprojekt unter der Erlaubnis der Pfarre St. Marien Wassenberg neu. So arbeiten die Jugendlichen maßgeblich an den Recherchen und den Aufbereitungen der Informationen mit. Dazu bezieht das Team Quellen aus sämtlichen Archiven, wie dem Landesarchiv Duisburg, aber auch den Archiven der örtlichen Pfarreien. Auf Rollbannern, die sich das Projekt vom Heimatcheck 2019 finanzieren konnte, ist es interessierten Besucherinnen und Besuchern möglich, die heimatliche Geschichte, deren Mythen und Anekdoten nachzulesen sowie auf Bildern nachzuvollziehen.

Die Pandemie erschwerte die Jugend- und Museumsarbeit. Das Turmmuseum hatte viele Visionen und Ideen, die aufgrund des Virus abrupt zum Erliegen kamen. Die Gruppe ließ die Pandemie-Zeit jedoch nicht ungenutzt und veranstaltete digitale Vorträge über den Heimatverein. Außerdem entwickelten sie ein neues Projekt: den eigenen Podcast namens „Das Zeitsiegel“, den man auf Spotify hören kann. Seit Anfang Juni haben das Team und natürlich die Jugendlichen bislang sechs Episoden zur Heimatgeschichte aus dem Wassenberger Land produziert. „Wir wollten was machen, damit es nicht still bleibt und dann kamen wir auf die Idee dazu“, erklärt die Jugendliche Antonia Duuven. Die professionelle Ausrüstung für die Podcast-Aufnahmen stellen Christoph Steffens und die Jugendkirche Orsbeck zur Verfügung. Die ursprüngliche Idee zu einem Hörbuch habe es jedoch schon längere Zeit gegeben, erklären Steffens und seine Kollegin Birgit Stepprath. Damals sollten die Audio-Aufnahmen noch für die ältere Generation auf Kassetten aufgenommen werden.

Die Jugendlichen brennen für ihre Heimat, deren Vergangenheit und Traditionen. Sie machen es sich zur Aufgabe, alte Geschichten aufzuarbeiten, diese zu erhalten und anderen zur Verfügung zu stellen. In ihrem Podcast berichten sie unter anderem über die Orsbecker Pfingstkirmes von 1923 und wie man diese vor fast 100 Jahren feierte. „Ich finde die Geschichte unseres Heimatortes interessant. Und was damals alles geschehen ist“, sagt der Jugendliche Manuel Willms. Sein Kollege und Freund Nils Lengersdorf habe sogar den Leistungskurs Geschichte gewählt. Gemeinsam betreiben die Jugendlichen auch einen eigenen Instagram-Kanal namens turmmuseum_orsbeck. Auf Anfrage kann man das Turmmuseum im Kirchturm der Orsbecker Pfarrkirche St. Martinus besuchen.

Pandemie erschwert die Jugendarbeit

Podcast Die Jugendlichen haben einen Podcast namens „Das Zeitsiegel“ ins Leben gerufen.

Corona Die Pandemie erschwerte die Jugend- und Museumsarbeit. Das Turmmuseum hatte viele Visionen und Ideen, die aufgrund des Virus abrupt zum Erliegen kamen.