Haarige Zeiten
Friseur-Komödie in 3 Akten von Winnie Abel
Am Freitag, dem 10.10.2025, war es wieder soweit. Das Rurauen-Theater führte die Premiere des neuen Stückes „Haarige Zeiten“ auf. Der Gong ertönte, es wurde dunkel in der Orsbecker Turnhalle, man hörte Geräusche von startenden und landenden Flugzeugen. Vor dem noch geschlossenen Vorhang gab es eine große Abschiedsszene zwischen Moni, der Friseurmeisterin und Silvio, ihrem exzentrischen Angestellten, der nach Indien abflog. „Oh, Orsbeck, du triste Einöde,… Tschüss für immer“!
Monate später, so berichtet die Regisseurin, Melanie Thönnißen, die auch die Friseurin Moni Matzke spielt, geht es in ihrem Salon „drunter und drüber“! Silvio fehlt an allen Ecken und Kanten. Wie soll Moni das nur schaffen. Zudem hat sich auch noch die Steuerprüfung angekündigt, „haarige Zeiten“ eben!
Der Vorhang öffnet sich und die Zuschauer blicken auf ein großartiges Bühnenbild. Rechts angedeutet, sehen sie durch 3 Spiegel, direkt auf die Personen, die dort die Haare geschnitten bekommen und frisiert werden. Alles ist perfekt wie in einem Friseur-Salon eingerichtet.
1. Akt
Celina, die neue Angestellte, etwas dümmlich und ziemlich naiv, wäscht der Stammkundin Gisela Heck die Haare. Da kommt Moni entschuldigend herein, stöhnt über die viele Arbeit: „Ich mache hier gerade alles allein, kümmere mich zudem um meine Tante im Pflegeheim und um den kranken Hund Daisy, der ein freundliches Bellen ertönen lässt, nachdem Moni sich zu ihm runterbeugt!“ (für den Zuschauer nicht sichtbar).
Celina reicht Moni eine Zeitschrift, da fällt ein Brief heraus. Es ist die Ankündigung einer Betriebsprüfung durch das Finanzamt. Celina hat den Brief als Lesezeichen in die Zeitschrift gelegt und wohl vergessen. Dummerweise beginnt die Betriebsprüfung in einer halben Stunde. Total erschrocken schlägt Moni die Hände über dem Kopf zusammen. Doch darum soll sich ihr Mann kümmern. Sie macht Celina mit Blicken auf Frau Heck mehrmals mit einer Handbewegung vor, wie man eine Tasse zum Mund führt und Celina fragt: „Frau Heeeck, haben Sie ein Alkoholproblem..?“ Moni belehrt sie: „Das heißt: Frau Heck, darf es ein Kaffee oder Wasser sein?“ Schon holt Celina einen Kaffee: „Frisch verbrüht!“ Doch das Kekschen nimmt Moni von der Untertasse. „Wird sowieso nie gegessen und mit einem Keks lässt sich jedes Problem beheben!“
Da kommt ihr Mann Thorsten polternd und großspurig mit offenem Hemd herein. Nach freundlicher Begrüßung seiner Frau mit Küsschen auf dem Kopf darf er im Stuhl Platz nehmen, denn die noch neue Angestellte Celina soll an seinem Kopf das Haareschneiden üben.
Er liest den Brief des Finanzamtes, schreckt auf. Dabei erwischt Celina sein Ohr. Er schreit auf.
Nach dem Waschen der Haare blättert Gisela in der Zeitung. Sie liest in den Todesanzeigen, dass der Georg Frisch gestorben ist. Schnell greift sie zum Handy und tippt ein Beileid! Als „Digital-Desaster“ weiß sie: So etwas macht man heute per WhatsApp. Doch aus Versehen hat sie ein „feierndes Einhorn“ verschickt. „Egal, es kommt ja darauf an, was ich schreibe!“
Später erfährt sie dann, dass sie auf keinen Fall zur Beerdigung kommen soll. Und das nicht wegen des „feiernden Einhorns“, sondern wegen des Textes. Statt „Herzliches Beileid! Wann dürfen wir ihn denn bestatten?“ hat sie getippt: „Herzlicher Bescheid! Wann dürfen wir ihn begatten?“
Das liegt natürlich alles nur an der dummen Autokorrektur.
Gisela ist eine treue Kundin. Schon seit Jahren verlangt sie exakt die gleiche Frisur. Hautnah bekommt sie das Steuerchaos mit und hilft prompt, wie wir noch sehen werden.
Steuerprüfung? Da ist einiges zu tun. Schließlich hat Thorsten alle Tricks ausgenutzt. „Ich kläre das schon für dich, mein Schatz! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Schließlich hole ich dir bei der Steuer jedes Jahr einige tausend Euro raus! Ich kenne alle Tricks.“ Und schon rennt er nach Hause, noch ein paar Sachen holen.
Anschließend schickt er auch noch Celina los, die schließlich mit dem Hometrainer, dem guten Porzellan und der kompletten Camping-Ausrüstung zurückkommt. Alles für den Salon und von der Steuer abgesetzt!!!
Anna, die Braut aus der Oberstadt, betritt die Bühne. Sie ist sehr hektisch, hat ihre Hochzeits-Frisur damals schon mit Silvio besprochen und möchte sie nun genau so haben. Geheiratet wird nicht auf der Burg, sondern in Altmyhl 62.
Wo ist nur dieser Silvio? Mit dem hat sie doch das Probestyling gemacht. Da kommt ein Anruf auf ihr Handy und sie erleidet einen Zusammenbruch. Der Konditor hat statt der dreistöckigen Hochzeitstorte nur eine zweistöckige gemacht. Darauf braucht sie erst einmal ein Schnäpschen.
Claudia Schramm erscheint als nervöse Vertreterin auf der Bühne. Sie soll Moni Matzke überzeugen, den kompletten Salon neu einzurichten. Nichtsahnend gehen Moni und Thorsten allerdings davon aus, dass es die Steuerprüferin ist und bedienen sie äußerst zuvorkommend, so sehr, dass sie selbst schon zweifeln, ob das nicht an Bestechung grenzt. Doch die ziemlich ungeschickt handelnde Vertreterin merkt, dass sie hier in dem Salon nichts verkaufen kann. Sie verlässt den Laden, bestens ausgestattet mit teuren Utensilien wie Shampoo, Haarpflegemittel u.ä., aber sie kommt eilig zurück, um wenigstens noch ihren Katalog abzugeben. Da merken alle, dass es sich nicht um die Dame für die Betriebsprüfung handelt.
Unerwartet kommt auch noch eine gute Kundin aus dem Pflegeheim mal eben vorbei und wird zuvorkommend behandelt. (Monika Matzerath als spontane Kundin)
Erneut öffnet sich die Tür: „Betriebsprüfer Stanz! Ich komme wegen der Betriebsprüfung.“ – Och“, ruft Moni, „mein Ex…!“
2. Akt
Sven sitzt über den Ordnern und geht alles penibel durch. „Diese Drucksache ist schief gelocht. Wie kann man nur?“ Thorsten und Sven kennen sich aus der gemeinsamen Schulzeit. Sven, der Streber, wurde von Thorsten dauernd gehänselt und ihm wurden die tollsten Streiche gespielt. Dann noch die Liaison mit Moni: Alles keine guten Voraussetzungen für eine Betriebsprüfung! Sehr schnell kommt dann auch heraus, dass Thorsten so einige „krumme Dinger“ mit seinen Steuertricks angestellt hat.
Dagmar Schiller, eine nach Komplimenten schmachtende Kundin, sitzt im Wartebereich geduldig und als Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins darf sie „die Nase wohl etwas höher tragen“. In diesem Steuerchaos muss sie allerdings länger warten, ehe sie frisiert wird. Ungewollt sorgt sie allerdings immer wieder dafür, dass Monis und Thorstens Steuertricksereien fast auffliegen. Da muss Moni manchmal den Föhn etwas lauter stellen.
Dass Thorsten seine Stammtisch-Runde noch von der Steuer absetzen will, indem er sie als Betriebsessen mit 3 Hacksen, 1 Eisbein und 16 großen Bieren für Monis gute Kundinnen Frau Matzerath und Frau Schiller bei Thönnißen Hein zur Post deklariert, mag noch durchgehen, aber das Hundefutter für den kleinen (Wach-)Hund Daisy abzusetzen, geht dann doch zu weit. Erst später kommt dann auch noch heraus, dass der Hometrainer, die Sofa-Landschaft und das hochwertige Geschirr dazu kommen. Da platzt dem Finanzbeamten der Kragen.
in dem ganzen Trubel kommt Katharina Hase in den Salon. Sie ist eine Kundin von Moni und absoluter Taylor Swift-Fan. Natürlich ist es ihr Wunsch, die Haare genau so gemacht zu bekommen, wie Taylor Swift sie trägt. Deshalb hat sie extra ein Bild dabei.
Es wird immer komplizierter: Jetzt stellt sich auch noch heraus, dass Thorsten eine Putzhilfe angestellt hat, eine Brunhilde Schmitz, und Silvio, der schon seit Monaten in Indien ist, taucht auch noch als Angestellter auf. Wo soll man diese Leute hernehmen? Als Putzhilfe springt dann die gute Kundin, Gisela Heck, ein. Und Silvio? Da muss dann Thorsten selbst ran!
Nadine, die Bäckereifach-Verkäuferin von der Bäckerei Kohlen erscheint. Endlich hat sie ein Date und berichtet Moni. immer wieder zweifelt sie an sich selbst. „Er ist Optiker und trägt bestimmt eine Brille, mit der er gut sehen kann.“ Ob sie gut genug aussieht? In jedem Fall braucht sie wieder eine tolle Frisur wie am letzten Sonntag und bringt auch ein Stück Kuchen mit. Sie stellt den Kuchen ab und Sven hebt das Blatt voller Flecken hoch. „Dann ist das jetzt ein Torten-Diagramm!“
Während Sven prüft und Zahlen addiert, Ordner wälzt und seine Tasse dreht, immer 3 mal, bevor er trinkt, wird im Salon weiter gearbeitet, Haare gestylt, geschnitten, frisiert. Bei der Braut muss dann wohl der „neue“ Silvio sein Bestes geben. Doch das ist wohl nicht so ganz gelungen…und bei Katharina?
3. Akt
Große Wiedersehensfreude: Silvio ist wieder da! Jetzt wird alles gut – zumindest, was die Haare angeht! „Indien war die Hölle – viel zu heiß!“
Doch was die Steuer betrifft? Sven findet immer mehr Steuervergehen…
Aber immerhin taucht nun die Putzhilfe auf. Gisela Heck, die Stammkundin, wurde informiert und sprang kurzerhand ein und half spontan Moni aus der Patsche. Verkleidet als Putzhilfe sorgt sie für Ordnung im Salon.
Und Dagmar kommt nach der langen Wartezeit auch endlich dran. „Komm, du Ärmste,“ sagt Silvio, „ich mache dir kurz deinen Konturenschnitt!“
Doch irgendwann ist es genug und selbst ein so versierter und an Zahlen orientierter Steuerfachmann, wie Sven einer ist, verliert die Geduld. Als er dann noch merkt, dass seine Hände nach Hundekot riechen, nachdem er in seine Aktentasche gegriffen hat, und die Nettigkeit von Moni nur gespielt ist, weil er das Gespräch von Moni und Thorsten mitbekommt, ist endgültig Schluss. Er packt alle Unterlagen zusammen, nimmt sie in großen Kartons mit, um alles sehr genau im Finanzamt zu prüfen. Er bringt die Kartons in seinen Wagen. Da hört man einen lauten Knall. Unfall! Alle rennen raus, um nachzusehen, was passiert ist. Mit einem total verwirrten Sven kommen sie wieder herein. Sein Auto brennt lichterloh. Von hinten wurde es von einem Fahrzeug der „Restmüllbeseitigungsbehälterentleerung“ gerammt und brennt lichterloh.
Thorsten hat die Lage sofort erfasst: „Sag mal, Sven, wie willst du denn jetzt prüfen, wenn alle Unterlagen verbrannt sind?“ – „Da es nahezu unmöglich ist, alle Unterlagen neu zu beschaffen, werde ich die jahrelangen Kosten für den Hund, die Botox-Behandlungen und die Sofalandschaft, … Ich
müsste vermutlich um die 5.000 Euro an Nachzahlung ansetzen. Wärst du mit so einer
Schätzung einverstanden? Oder willst du lieber alle Unterlagen neu beschaffen und …“
Natürlich sind Thorsten und Moni sofort einverstanden.
Da fällt Moni ein Stein vom Herzen. Ihre Sorgen wegen Nachzahlung, Strafzahlung und Säumniszinsen, die Sorge um ihren geliebten Salon, sie sind vergessen. Und zum Schluss nimmt Nadine allen Mut zusammen, spricht Sven an und beide gehen am Abend aus essen.
Ende gut -alles gut! Was wäre ein solcher Schwank ohne Happy End!!!
Die Akteure
